Laut einer Eurobarometer-Umfrage empfinden mehr als 90 Prozent der Europäer eine moralische Verpflichtung, die biologische Vielfalt zu erhalten. Und sie haben Recht! Der Mensch braucht sauberes Trinkwasser, reine Luft, gesunde Nahrung, gutes Klima und eine lebenswerte Umwelt. Doch diese Service-Leistungen der Natur gibt es nicht ohne Schutz der biologischen Vielfalt. Damit schützen wir auch uns selbst.
Die abwechslungsreiche, kleingegliederte und vielerorts noch landwirtschaftlich geprägte Landschaft im Ennepe-Ruhr-Kreis mit einem Nebeneinander von Bauernhöfen, Ackerland,
Waldstrukturen, Wiesen, Feldgehölzen und alten Obsthöfen bietet den idealen Lebensraum für Arten wie Schleiereule und Steinkauz, die das Grünland und die
offenen Kulturlandschaften für die Nahrungssuche benötigen.
Durch das Ausbringen von Nistkästen für Schleiereulen auf Bauernhöfen und Kirchtürmen sowie Steinkauzröhren im Obstbaumbestand alter Obsthöfe, sorgen die Aktiven für den Fortbestand dieser
bedrohten Eulenarten. Der regelmäßige Kontakt zu Landwirten vor Ort, zeigt, das das Interesse für gerade diese Vögel groß ist und eine Auseinandersetzung mit dem Thema Eulenschutz seitens der
Bevölkerung stattfindet.
Zu einer gewaltigen Aufgabe wird in Zukunft auch der verstärkte Einsatz zur Wiedereinbürgerung des Uhu werden. Dazu gehören unter anderem das Freilegen und Sicherstellen von Steinbrüchen im
Kreisgebiet, um so für geeignete Bruthabitate für den Uhu zu sorgen. Derzeit gibt es gesicherte Erkenntnisse über Sichtungen, doch noch keine genauen
Brutnachweise.
Vier größere Flüsse durchziehen den Südkreis, von denen die Ennepe, die Heilenbecke und der Hasperbach das Hauptaktionsgebiet der Arbeitsgruppe "Vögel an Fließgewässern"
darstellen. Hinzu kommen die zahlreichen Bäche in den Seitentälern, die ebenfalls zum Untersuchungsgebiet zählen.
Seit Jahren beschäftigt sich die AG schwerpunktmäßig mit der Biologie, Bestandsentwicklung und Schutzmaßnahmen für die typischen Fließgewässerarten Eisvogel, Gebirgsstelze und Wasseramsel. Alle
drei Arten kommen im Ennepe-Ruhr-Kreis noch als Brutvögel vor.
Zur Erhaltung des Bestandes der genannten Vogelarten ist neben der Gewässergüte und der naturnahen Gestaltung der Ufer vor allem die die Schaffung sicherer Nist- und Schlafplätze von
entscheidender Bedeutung. Für Wasseramseln und Gebirgsstelzen bieten aber gerade auch die vielfach grob gemauerten Randstrukturen der Flüsse und Bäche sowie die untertunnelten Industrieanlagen
ideale Brutreviere. Dort wo die Strukturen keine natürlichen Bruthabitate bieten hilft der NABU durch Installation von Nisthilfen nach.
Anders verhält es sich beim überaus scheuen und heimlich lebenden Eisvogel, benötigt er für sein Brutgeschäft doch geeignete Uferabbrüche in die er seine
Bruthöhle graben kann. Doch auch hier geben die heimischen Gewässer ausreichende Möglichkeiten her.
Früher eher ein typischer Baumbrüter, lebt der Mauersegler heute in unmittelbarer Nähe des Menschen, da er hier, vor allem an Gebäuden, noch geeignete Nistmöglichkeiten in
ausreichendem Maße vorfindet. In diesem, durch den Menschen geprägten Umfeld, ist der Mauersegler allerdings auf umweltgerechte Verhältnisse angewiesen. Sind diese nicht mehr vorhanden oder nur
in geringem Maße, dann kann es lokal auch zu starken Bestandseinbrüchen kommen.
Noch ist er allerdings zahlreich und nicht akut in seinem Gesamtbestand bedroht, wobei es aber auch hier wie erwähnt lokale und regionale Unterschiede geben kann.
Der NABU versucht durch Ausbringen von Nistkästen (beispielsweise Lichtenplatz-Siedlung Gevelsberg) dazu beizutragen, dass die Mauersegler nach ihrer Rückkehr aus den Winterquartieren weiterhin
Nistmöglichkeiten vorfinden.
Eine Vielzahl von Greifvögeln ist im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis heimisch und nutzt die abwechslungsreiche Landschaft als Lebensraum, Bruthabitat und Jagdrevier. Greifvögel
üben eine große Faszination aus. In ihrer Lebensweise zurückgezogen und heimlich, bekommen wir sie in der Regel nur zu Gesicht, wenn sie in der Luft majestätisch über uns hinweggleiten.
Zudem sind sie von besonderer Bedeutung, da diese in der Regel empfindlicher auf Umweltveränderungen reagieren, großflächige, unzerschnittene, kleinparzellierte Kulturlandschaften bevorzugen und
nach wie vor der Verfolgung durch den Menschen ausgesetzt sind.
Neben häufigeren Arten wie dem Mäusebussard oder Turmfalken, der in Kirchtürmen oder an Industrieanlagen ausgebrachte künstliche Nisthilfen gerne annimmt, richten wir gerade auf die selteneren
und unauffälliger lebenden Arten unser Augenmerk. Hierzu zählen neben Rotmilan und Wespenbussard auch Habicht, Sperber und Baumfalke. Seit Jahren finden
durch fachkundige Mitglieder Bestandserhebungen im Kreisgebiet statt, die in landesweite Erhebungen einfließen.
Zu Beginn der 80`er Jahre war der Bestand der Hohltaube arg dezimiert. Erst Artenschutzmaßnahmen sorgten für eine Erholung des Bestandes in den vergangenen Jahren. Mittlerweile
ein in bestimmten Bereich recht häufiger Brutvogel mit einer regelmäßig guten bis in Teilen sogar sehr guten Brutbilanz, sind die Bestandzahlen aber immer noch hinter denen der Vergangenheit
zurück.
Eingriffe des Menschen in den Naturhaushalt haben in der Vergangenheit ebenso zur Bestandsminderung beigetragen wie hoher Jagddruck in den Überwinterungsgebieten oder auf dem Durchzug und
Abschuss bei uns durch Verwechslung mit der Ringeltaube. Natürliche Einflussnahmen durch kühles Klima zur Brutzeit und Brutplatzkonkurrenz zur Dohle taten und tun ihr Übriges. Durch das Anbringen
von Nisthilfen im Kreisgebiet durch die Aktiven des NABU konnten positive Ergebnisse erzielt werden.
Aktuellste Kontrollen ergaben in manchen Gebieten eine Belegung von nahezu 100%.
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